- Irredenta
- Ir|re|dẹn|ta 〈f.; -; unz.; Pol.〉 eine urspr. italienische, (fig. aber) jede polit. Bewegung, die danach strebt, abgetrennte Gebiete mit einer nationalen Minderheit wieder dem Mutterland staatl. anzuschließen [<ital. Irredenta Italia „das unerlöste, unbefreite Italien“]
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Irredẹnta[italienisch (Italia) irredenta »unerlöstes (Italien)«] die, -, 1877 geprägter Begriff für die nach der Einigung Italiens seit 1861 entstandene Bewegung in den zum Teil italienischsprachigen Gebieten Österreich-Ungarns (Trentino, Triest, Istrien, dalmatinische Küste), die den Anschluss dieser »terre irredente« (unerlöste Gebiete) an Italien erstrebte. Der Name Irredenta weist auf die dem italienischen Nationalismus eigene, schon bei G. Mazzini deutlich religiöse Begründung hin. Der Irredentismus, hauptsächlich von kulturpolitischen Organisationen und - im »Mutterland« Italien - von den Linksparteien (Republikaner, Radikale) getragen, ging über sein ursprüngliches Ziel schon vor 1914 hinaus, indem er für Italien die »natürlichen Grenzen« in den Alpen (Brenner, Sankt Gotthard) verlangte. Die Irredenta belastete zunehmend die Beziehungen zwischen Österreich und Italien, das unter dem Druck der Irredenta 1915 in den Ersten Weltkrieg eintrat. Dieser brachte Italien die Brennergrenze einschließlich der deutschsprachigen Teile Südtirols. Die Bedeutung der Irredenta lag weniger in ihrer organisatorischen Stärke als in ihrem Einfluss auf die öffentliche Meinung. - Über seinen ursprünglichen Bezug auf die Bestrebungen der italienischen Nationalbewegung hinaus wird der Begriff Irredentismus auf ähnliche Ziele in anderen Ländern angewandt.G. Fogar: Dall'irredentismo alla resistenza nelle provincie adriatiche (Udine 1966);R. Monteleone: La politica dei fuorusciti irredenti nella guerra mondiale (ebd. 1972).* * *
Universal-Lexikon. 2012.